Muskelkrankheiten: Lebensqualität kann verbessert werden
Muskelkranke haben zwar bisher keine Aussicht auf Heilung, ihre Lebensqualität kann durch kombinierte Therapien aber verbessert werden. Darüber berichteten Fachleute am Muskelzentrum in Bern.
Muskelkrankheiten sind komplex und können vom Kleinkind bis zum Hochbetagten alle Menschen betreffen. Ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten über die traditionellen Fachgrenzen hinweg ist daher ein Gebot der Stunde.
Die 1973 gegründete Schweizerische Gesellschaft für Muskelkranke (SGMK) hat ein entsprechendes Projekt initiiert, das die Schaffung von sieben regionalen Muskelzentren in der Schweiz zum Ziel hat. Nach St. Gallen ist Anfang Jahr in Bern das zweite Muskelzentrum eröffnet worden. ''Für uns geht Schritt für Schritt ein alter Traum in Erfüllung'' sagte SGMK-Präsident Hans Thalmann in Bern vor den Medien.
Das Muskelzentrum Bern zeichnet sich durch ein ambulantes Angebot in klinikübergreifender Zusammenarbeit der Kinder- und Erwachsenenmedizin sowie der Bereiche Pflege und Physiotherapie aus. Die Verantwortlichen haben damit gute Erfahrungen gemacht, dämpfen aber unrealistische Erwartungen: Muskelkrankheiten sind nach wie vor unheilbar.
Durch richtige Diagnose, geeignete Therapie und kompetente Beratung können jedoch Probleme frühzeitig erkannt, Symptome gemildert, die Lebensqualität verbessert und die Begleitumstände positiv beeinflusst werden.
Meist vererbt
Laut Privatdozentin Maja Steinlin, Leiterin Neuropädiatrie am Inselspital (Universitätsspital Bern), gibt es über 600 verschiedene Formen von Muskelkrankheiten. Sie sind meistens vererbt. Bei gewissen Krankheitsformen ist auch die Atem-, Kau- und Verdauungsmuskulatur betroffen. Dies führt teilweise bereits im Kindesalter zu Atem- und Ernährungsproblemen. Angehörige, Ärztinnen, Pflegende und Therapeutinnen begegnen dabei grossem menschlichem Leid. Aber, so Maja Steinlin: ''Auch mit kranken Muskeln können Träume Flügel bekommen.''
Probleme mit Versicherungen
Für die rund 10'000 Muskelkranken in der Schweiz elementar wichtig ist auch die finanzielle Unterstützung. Da Muskelkrankheiten ingesamt selten und im Anfangsstadium von aussen nicht sichtbar sind, verweigern Versicherungen oft die Kostenübernahme für Gentests oder andere diagnostische Abklärungen. Gegenüber der Invaliden- oder der Krankenversicherung müssen Muskelkranke auch den Einsatz der Physiotherapie immer wieder erkämpfen.
Dazu Prof. Kai Rösler, Forschungsleiter Neurologie am Inselspital: ''Auch wenn man mit Physiotherapie eine Muskelkrankheit nicht heilen kann, trägt sie doch entscheidend zur Lebensqualität bei.'' Rösler warnte auch vor selbsternannten Heilern, die den Kranken Genesung versprechen: ''Viele Muskelkranke geben grosse Geldsummen für unwirksame Heilmethoden aus – weil ihnen der seriöse Arzt nur wenig Hoffnung machen kann.''
Frauenlauf : Beitrag ans Muskelzentrum
Am Sonntag, 11. Juni, findet in Bern der 20. Schweizer Frauenlauf statt. Wie OK-Mitglied und Nationalrätin Franziska Teuscher ausführte, unterstützt der Frauenlauf alljährlich eine wohltätige Institution, diesmal die SGMK. Sie erhält pro Start einen Franken. Laut Teuscher soll dieses Geld vor allem dem Muskelzentrum Bern zugute kommen.
Dreimal pro Woche trainieren hält fit
Laufsportler Markus Ryffel informierte über den Nutzen des Muskeltrainings für Gesunde. Sitzende Arbeitsweise und zunehmendes Alter führen zu einer Umverteilung des Körpergewebes: mehr Fett, weniger Muskeln. Wer Sport treibt, verbrennt Fett - in nennenswertem Umfang allerdings erst bei längerer Belastung (ab 30 Minuten). Wer fit werden oder bleiben will, sollte zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren. Optimal ist eine Kombination verschiedener Ausdauer-Trainings mit drei bis vier Trainings-Einheiten pro Woche.
Frauenlauf: laufen oder walken am 11. Juni
Der Berner Frauenlauf ist seit 20 Jahren für viele Frauen in der ganzen Schweiz ein Ansporn, sich im Alltag wieder vermehr zu bewegen. Im letzten Jahr haben sich über 14'000 Läuferinnen aus der ganzen Schweiz angemeldet. Die Originalstrecke des Frauenlaufs in der Berner Altstadt und im Kirchenfeldquartier misst 5 km, die Walking-Strecke bis zur Augut-Brücke 15,76 km.
Der Frauenlauf vom 11. Juni wartet mit diversen Attraktionen auf, unter anderem mit gemeinsamem Ein- und Austurnen, atmungsaktivem T-Shirt, Massagedienst, Spezialpreisen, Girls-Block, Kinderhütedienst und ''Kids Corner''.
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29.05.2006